Frisch gezopft mit Baby-Alpaka

 

Ich betone es ja immer wieder gerne: alles, was auch nur ansatzweise auf meiner Haut kratzt, treibt mich zum Wahnsinn. Daher hängt mein Herz auch immer besonders an den Garnen, die schmuseweich und kratzfrei sind.

 

Schon seit dem letzten Winter wartet in meinem Wolllager ein naturfarbenes Garn aus reinem Baby-Alpaka darauf, endlich zu seiner Bestimmung zu finden. Ich hatte es auf der Website von "Fair Alpaka" entdeckt, die im letzten Jahr verstärkt Werbung für ihr fair gehandeltes Baby-Alpaka-Garn machten. (Anmerkung: Worin dieses "fair gehandelt" konkret besteht, konnte ich auf der Website bislang leider noch nicht finden. Es wird nur darauf hingewiesen, dass die Wolle "schonend entnommen" wird). Die erste Griffprobe war schon mal sehr überzeugend - ich wartete nur darauf, dass mir das passende Projekt dazu einfallen würde.

 

Der Geistesblitz

Zopfmuster aus Baby-Alpaka
Aranmuster aus Baby-Alpaka

Irgendwann und irgendwo las ich dann eine Diskussion darüber, ob weiche Garne wie Baby-Alpaka nun eigentlich für plastische Muster wie Zopfmuster geeignetsind oder nicht. Viele Strickerinnen behaupten, dass dass Material das Muster "verschluckt".

 

Neben meiner Kratzempfindlichkeit habe ich nun noch eine weitere - meinen Mitmenschen nicht immer unbedingt angenehme - Eigenschaft: Ich stelle alles gern erst einmal in Frage. So auch diese Behauptung des "Musterverschluckens". Eines Morgens, bei schönem Wetter und eher sommerlichen Gedanken, kam mir dann die Idee: Ich würde einen Aran-Pullover aus Baby-Alpaka für den Winter entwerfen.

 

Gesagt, getan: Der Schnitt wurde entworfen und nun sitze ich schon seit einer geraumen Weile an meinem Alpaka-Pullover. Hätte ich nicht so rumgedrömelt und das Rückenteil länger als das Vorderteil gestrickt (das kommt davon, wenn man beim Reihenzählen einmal das Bündchen mit einrechnet und einmal nicht), könnte ich sicherlich schon mehr vorweisen. Aber das Zopfmuster und Baby-Alpaka sich nicht unbeding widersprechen müssen, kann man doch schon sehr gut sehen, finde ich. (Klickt ruhig mal auf die Bilder, dann könnt Ihr' s auch in groß sehen!)

 

Die Einschränkungen

Das Vorderteil
Das Vorderteil

Dennoch: Ein kleines Körnchen Wahrheit ist schon drin in der Behauptung, dass Muster verschluckt werden. Durch die feinen Haare und die sehr weiche Beschaffenheit verschwimmen Muster schon etwas mehr als wenn man Aranpullover aus glatter, festerer Wolle strickt. Aber: Wen kümmert's? Mir gefällt es sogar sehr gut, dass die Zopfmuster in diesem Material etwas "softer" rüberkommen. Ich denke, hier ist eindeutig erlaubt, was gefällt.

 

Schwieriger könnte es bei sehr kleinen Mustern werden, hier könnte ich mir schon vorstellen, dass diese nur schlecht wirken würden. Aber wer weiß, vielleicht teste ich das auch noch.

 

Und: Ich habe die Teile natürlich bislang noch nicht gewaschen. Erfahrungsgemäß plustert sich Baby-Alpaka nach dem Waschen immer noch mal ein bisschen auf. Aber ich denke, dass es keine großen Auswirkungen auf das Muster haben wird.

 

 

Die weitere Vorgehensweise

Zopfmuster im Detail
Das Muster im Detail

Ich werde mich jetzt also mal an die Ärmel begeben - momentan steht mir nur nicht so recht der Sinn nach Winterpullovern, wo doch draußen trotz Oktoberende immer noch sommerliche Temperaturen herrschen. Da aber vor dem Weihnachtsgeschäft noch genug Zeit für Zusatzaufträge eingerechnet werden muss, werde ich mich damit beeilen. Ich bin selbst gespannt, ob mein besonderer Plan bei diesem Projekt richtig war: Da Zopfmuster sich während des Strickens gern zusammenziehen und sich nach dem Waschen gern erst so richtig ausdehnen, habe ich bei der Schnittberechnung darauf geachtet, dass der Pullover nach dem Waschen passt - nicht vorher. Was zur Folge hat, dass ich wider besseren Wissens ständig das Gefühl habe, dass der Pullover zu klein ist. Da ich auch zu diesem Teil eine Strickanleitung verfassen werde, muss ich unbedingt daran denken, diese Vorgehensweise genau zu erläutern.

 

Das Material

Als ich "Fair Alpaka" bestellt habe, gab es nur die DK-Variante in verschiedenen Farben. Mittlerweile werden aber noch diverse andere Stärken angeboten bzw. sind in Planung. Auf der Website habe ich heute lediglich die Fingering-Variante entdecken können, weiß aber, dass zumindest auch ein Lacegarn im Kommen ist. Letzteres interessiert mich als passionierte Tücherstrickerin natürlich ganz besonders.

 

Meine persönliche Meinung: Ich liebe dieses Garn! Es ist wirklich unfassbar weich und lässt sich angenehm stricken. Ich finde es vielleicht eine Spur zu locker gedreht, hin und wieder schlüpft die Nadel schon mal zwischen die einzelnen Fäden. Aber das nehme ich gern in Kauf. Da der geplante Pullover einen Rollkragen bekommen wird (und Rollkragen gehen bei mir einfach in gar keiner Qualität), kann ich ihn selbst leider nicht tragen. Aber er wird eine Bereicherung für meinen Shop sein. Und ich selbst werde ganz sicher noch einmal zu diesem Garn greifen: Für eine schöne, schmuseweiche Strickjacke.

 

Ein bisschen blöd ist es, dass man die Wolle immer nur im 300 g-Paket kaufen kann - das kann schon mal schwierig werden, wenn man etwas Mehrfarbiges stricken möchte. Aber ich finde den Preis für ein reines Baby-Alpaka wirklich angemessen und halte die Argumentation von Fair Alpaka zur Preisentstehung für nachvollziehbar.

 

Also warte ich jetzt mal auf die Lace-Qualität und schaue dann mal, wann ich ein paar weitere Baby-Alpaka-Projekte einbauen kann. Aber wenn es so wird wie im letzten Jahr, dauert der Winter ja noch lange ;-)

 

Bis bald!

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