Schon seit Jahren nehme ich mir immer wieder vor, endlich antizyklisch zu stricken - also Sommermodelle im Winter und Wintermodelle im Sommer. Aber es ist jedesmal das gleiche: Kaum kommen die ersten Sonnenstrahlen hervor, mag ich keine warme Wolle mehr zwischen den Fingern haben. Also sind mit dem -diesmal sehr frühen- Beginn des Frühlings auch diesmal nur noch kühle Materialien und luftige Modelle angesagt.
Jackenfieber
Angefangen habe ich in diesem Jahr mit einer luftigen Sommerjacke - angefertigt für eine liebe Kundin, die ebenfalls keine Lust mehr auf Winter hatte und kurzerhand ein dunkelgraues Jäckchen mit Lochmuster bei mir in Auftrag gab. Sie hatte sich in ein Modell verliebt, das sie irgendwo im Internet gesehen hatte - und nach einiger Recherchearbeit konnte ich herausfinden, worum es sich dabei handelte: Die Jacke ist auf der Rückseite der"Filati classici 3". Wir entschieden uns, das Originalgarn (Cotofine von Lana Grossa) zu verwenden, weil es herrlich leicht ist und die Gefahr des Ausleierns dadurch minimiert. Bei Lochmustern ist das ja mal so eine Sache mit dem Leiern.
Anfangs hatte ich meine Schwierigkeiten mit der Logik des Lochmusters, besonders bei den Abnahmen kam ich zunächst ins Schleudern. Aber so langsam kam ich dann doch noch dahinter und die Arbeit ging schnell von der Hand. Heute ist das Paket mit der fertigen Jacke auf den Weg gegangen und ich hoffe, es passt alles so, wie es sich die Kundin vorgestellt hat.
Das Jahrhundert-Projekt
Die nächste Sommerjacke im Kundenauftrag steht schon auf der Liste. Aber noch ist das Garn nicht da und so vertreibe ich mir die Zeit mit meinem Jahrhundertprojekt. Ich arbeite schon seit Monaten an einer langen Tunika bzw. einem Pullover mit Taschen. Diesmal nicht nach eigenem Entwurf, sondern nach einer Anleitung von Veera Välimäki. Ihre Still Light Tunika sollte eigentlich ein Wintermodell aus Babyalpaka und Seide werden - aber dann fiel mir eine Kone dunkelblauer Baumwolle in die Hände, die ich vor ewig langer Zeit einmal von einer Strickkollegin bekommen hatte. Das feine Bändchengarn passt perfekt zu diesem Modell, wie ich finde. Gestrickt wird die Tunika in einem Stück von oben nach unten. Ich finde ja, dass diese Raglan-von-oben-Teile immer super aussehen - aber ich habe so meine Probleme, wenn sich teilweise 450 Maschen auf meiner Nadel befinden und das Garn dann noch so dünn ist. Daher stricke ich immer nur zwischendurch ein Stückchen weiter und lege das Teil jedesmal zur Seite, wenn mir die Finger wegen der dünnen Nadeln weh tun.
Die Knäuel habe ich selbst gewickelt, da mir die Kone zu mächtig war. Und wie man auf dem Foto sehen kann, habe ich mir mittlerweile auch einen Knäuelhalter zugelegt, damit sich das Knäuel nicht verheddert oder durch die Gegend kullert. Bislang hatten mich die Preise immer ein wenig abgeschreckt, aber dann fand ich den "Farbularasa"-Wollabroller, handgefertigt und frisch geliefert aus Ostfriesland. Und ich muss sagen: Ein wirklich tolles Teil zu einem äußerst fairen Preis. Der Stab als Halter ist auf einer Scheibe montiert und dreht sich ohne Ruckeln und Zucken, sobald man ein bisschen am Faden zieht. Manchmal muss man ein wenig warten, bis der Abroller wieder im Shop erscheint, die Nachfrage scheint ziemlich groß zu sein - verständlich!
So, und da Blog-Schreiben leider nicht zu meinem Lebensunterhalt beiträgt, werde ich mich für den Rest des Tages an die Arbeit machen und nach Feierabend an der Tunika weiterarbeiten. Damit es nich tatsächlich ein ganzes Jahrhundert dauert, bis sie fertig ist.
Bis bald!
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