Die Sache mit dem RVO

Es ist ja so - es gibt nun einmal Dinge, die tut man gern, oft und immer wieder. Essen zum Beispiel. Oder schlafen. Und bei mir kommt natürlich noch das Stricken hinzu. Wie bei vielen anderen auch. Aaaber - auch in Sachen Stricken gibt es Dinge, die man nicht gerne tut. Ich mag zum Beispiel keine Socken stricken. Handschuhe auch nicht, aber da ist ja auch das gleiche Prinzip wie bei den Socken.

 

Was ich aber auch nicht mag - und das führt in meiner facebook-Gruppe "Strickreich" immer wieder zu allgemeiner Erheiterung und hitzigen Diskussionen - in das Stricken von Oberteilen in Runden. Ganz speziell die so genannten "RVO"-Oberteile. RVO ist eine mehr oder weniger allgemein gültige Abkürzung für "Raglan von oben". Was nichts anderes heißt, als dass man beim Halsausschnitt anfängt, sich dann langsam aber sicher in Runden immer weiter nach unten arbeitet und dabei kontinuierlich und konsequent Maschen zunimmt, um die Raglanschrägung zu formen.

 

Das Endergebnis sieht dann ungefähr so aus. Natürlich nicht grundsätzlich ganz genau so - aber eben eigentlich fast ganz genau so.  Womit wir schon bei einem der Gründe sind, warum ich mich bisher standhaft geweigert habe, ein Design für einen RVO-Pullover zu entwerfen. Denn ich fühle mich bei der Gestaltung enorm eingeschränkt. Aber das ist nicht der einzige Grund. Hinzu kommt, dass ich es hasse, mehrere hundert Maschen auf der Nadel zu haben und das Gefühl habe, nur im Schneckentempo voranzukommen. Und gerade in der Designphase passiert es häufig, dass man während des Strickens merkt, dass etwas nicht hinhaut. Oder dass man etwas noch besser machen könnte. Und dann ribbelt man ALLES wieder auf. Also nicht nur ein Vorderteil, sondern zusätzlich noch das Rückenteil UND die Ärmel. Neee, das ist nichts für mich. Außerdem bin ich ein eiserner Verfechter für das Vorhandensein von Seitennähten. Denn Nähte geben dem Strickstück Stabilität. Gerade bei Pflanzenfasern hängen Strickstücke ohne Seitennaht gern mal wie ein Sack am ansonsten recht ansehnlichen Körper. Oder noch schlimmer: Nach einigem Tragen entwickelt so ein Pullover plötzlich ein Eigenleben und verdreht sich komplett nach rechts oder links. Und nicht zuletzt: Wenn man sich diverse RVO-Pullover im Internet mal genauer ansieht und vergleicht, wird man schon in kürzester Zeit feststellen, dass sie sich alle irgendwie ähneln. Also irgendwie alle gleich aussehen. Es gibt schon so unendlich viele davon, dass ich bislang nicht die Notwendigkeit sah, noch so ein Exemplar zu "erfinden".

 

Gruppenzwang und Nächstenliebe

Ich tat es dann letztendlich doch. Weil ich von den Mitgliedern meiner facebook-Gruppe immer wieder darum gebeten wurde. Weil so ein glatt rechts gestrickter RVO eben so schön easy zu stricken ist. Und weil viele Strickerinnen keine Strickteile zusammennähen mögen. Und nicht zuletzt, weil er absolut anfängertauglich ist.

 

Ich machte mich also ans Werk und habe "Nele" entworfen. Ein wirklich ganz normaler Standard-RVO-Pullover mit Streifenmuster. Glatt rechts gestrickt, gleichmäßige Raglanschrägungen und ohne Taillierung. So ein richtiger Alltags-Überwerfpullover. Und was soll ich sagen? Meine Teststrickerinnen waren durch die Bank begeistert und überschlagen sich bei der Auswahl immer neuer Farbkombinationen. Diese Begeisterung hat mich mit meiner angeborenen RVO-Abneigung letztlich doch wieder versöhnt. Und ich habe mir gleich noch ein weiteres "Von-oben-in Runden"-Projekt ausgedacht - diesmal allerdings mit Rundpasse.

 

Die Strickanleitung für "Nele" ist also ab sofort hier im Shop zu haben. Und weil der Pullover so simpel zu stricken ist und um auch RVO-Anfänger mal an ein solches Projekt heranzuführen, kostet die Anleitung sage und schreibe nur 2,00 Euro. Dafür kann man sich doch mal heranwagen, oder?

 

Die Strickanleitung


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Kommentare: 1
  • #1

    Janet Weld (Mittwoch, 19 Februar 2020 15:39)

    Schoen geschrieben!